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DEER

ISBN: 87-982798-2-3

Publiziert von Buchverlag BoD - Books on Demand - im Deutschland Mai 2015


Auswahl kapitel vom fantasy buch: DEER - Deutschsprachlich.

2. Kapitel

Dort, wo der Regenbogen entspringt, dort ist der übergang zur Welt der Geister. Und durch diesen übergang zogen sie - die Regenbogenkrieger.
Er erreichte diese Welt genau an einer Stelle, wo die erste, gluckernde Quelle aus einem schmalen Spalt hoch auf einem Bergmassiv entsprang. Er stemmte seinen Rücken gegen seinen Bruder Gross, ritt auf ihm einen immer wilderen Ritt, während er immer stärker anschwoll. Der sickernde, rieselnde Körper der Quelle wurde zu einem reißenden Fluß, in dessen mahlendem Strom seine Gedanken, sein Willen und seine Seele vor Glück perlten; in einer strahlenden Quelle von Farben im blasenwerfenden Wasser. " Ich bin stark!" dachte Foss. " Ich habe dieser Welt viel zu geben." Gross trug ihn auf seinen Schultern, die breit, schwer und hart waren, wie die Knochen der Erde waren sie. Im nächsten Augenblick wirbelte er hinaus in die klare Luft und setzte seinen Sturz zu Tal fort, in eine Kaskade von Schaum gehüllt. " Ich bin frei!" rief Foss. " Ich bin ein Wasserfall, eine Sintflut von Kraft - nichts kann mich zähmen!" Für einen Augenblick vergaß er, warum er zurückgekommen war, wollte bloß er selbst sein, ohne an seine Umgebung zu denken. Dann tauchte er unter in den mahlenden Strom am Grund des Tales und setzte seinen sich windenden Lauf zwischen den Bergen in einem gesetzteren Tempo fort. " Ah, " seufzte Foss. " Es ist so lange her." Er neckte einen Hirsch, der sich von einem schlammigen Abhang in den Strom geworfen hatte, in Foss hinein. Er riß ihn mit sich fort und hielt ihn fest, bis er Angst in den Augen des Hirsches bemerkte und ihn losließ. Der Hirsch war stark und gesund und schwamm ans Ufer zurück, während sein Geweih einen gekrümmten Schatten auf das Wasser warf. Die, die ihn aufgeschreckt hatten, drängten nun vorwärts ans gegenüberliegende Ufer. Foss sah Schatten zwischen den hängenden Zweigen der Weiden. Es waren Menschen. Einer von ihnen zeigte über das Wasser, auf den Hirsch, der sich ins niedrigere Wasser kämpfte. Sie hoben die schwarzen Stöcke, die sie bei sich hatten und ließen Feuer und stinkenden Rauch über den Fluß sprühen. " Menschen!" dachte Foss. Er war schön gewesen, sein Traum, aber nun war er vorbei. Er erhob sich aus seinem Flußbett, strömte mit großer Kraft am Ufer lang und riß den Hirsch mit sich davon. Er zog ihn mit sich und führte ihn weg, weil er wünschte, daß der Hirsch leben sollte. Der kämpfte mit allen Kräften dagegen an, weil er glaubte, er müßte ertrinken. Weiter unten am Flußlauf spülte Foss ihn an die lehmige Böschung, wo er etwas liegenblieb und sich erholte. Foss betrachtete ihn vom Strom aus und Freude, ihn gerettet zu haben, breitete sich in ihm aus. Es war ein wundervoller Gedanke, daß er den Hirsch am Leben halten konnte. Während er dies dachte, erinnerte er sich an Deer. Der Hirsch kam wieder auf die Beine und sprang mit großen Sätzen auf die Böschung. Hier blieb er stehen und betrachtete mit einem unergründlichen Blick den Fluß. Er konnte es unmöglich wissen, dachte Foss. Aber trotzdem sah es aus, als wüßte der Hirsch, daß er ihn gerettet hatte. Dann hob er den Kopf mit dem großen Geweih und witterte in der Luft. Im selben Augenblick zerriß ein schneidender Knall die Stille und der Gestank aus den schwarzen Stöcken trieb über das Wasser. Der Hirsch erstarrte eine Sekunde und ohne das mindeste Geräusch glitt er die Böschung hinunter, ein Blutstrahl kam aus seinem Hals. Foss beobachtete dies wie gelähmt, während er dahinglitt und sich am Ufer zur Rast legte. Gerade als der Lebenshauch den Körper des Hirsches verließ, hörte er wieder Deers Schrei. " Aber er sollte leben..." dachte Foss verwirrt, während er sich mit dem Strom treiben ließ, hinunter durch das Tal. Er fühlte den ersten Keim eines unbekannten, neuen Gefühls in seiner Seele wachsen. Er pflügte weiter durch sein stetig tieferes und breiteres Flußbett. Bald vergaß er die Sache mit dem Hirsch, obwohl sie sich für immer in seine Erinnerung einprägte. Flüße liefen in ihn hinein. Und mit jedem Fluß wuchsen seine Kräfte. Er war jetzt schwerfälliger - schwerfälliger und nicht mehr ganz so eifrig schäumend. Die Trägheit in seinem Körper war so schwer, wie die Sintflut selbst und er fühlte es und freute sich über seine eigene enorme Stärke. Er wußte, daß er zu irgendeinem Zeitpunkt seinen großen Bruder Ozean treffen würde, und er dachte voller Freude an den Weg dorthin. Eines Abends näherte er sich der ersten Stadt. Er beschloß, in seine Geistergestalt zurückzukehren und suchte eine Stelle am Ufer, wo er an Land kommen konnte. Er suchte sich einen Platz aus, an dem ein vom Wind zerzauster Baum sich schwer über das Wasser lehnte. Die Wurzeln dieses Baumes waren teilweise bloßgelegt, weil der Fluß einen großen Teil des Ufers weggeschwemmt hatte. " Ich brauche Platz," dachte Foss entschuldigend, während er den Baum betrachtete. Kurz über der Erde teilte sich der Stamm. Der eine ragte über dem Ufer in den Himmel und trug die größere Krone. Der andere Stamm krümmte sich in einer Kurve über den Fluß, weil er dort nach oben hin Licht suchte, und er hatte eine kleinere Krone. Es war, als ob dieser Baum selbst die Fähigkeit hatte, sich am Leben zu halten, denn das Gewicht des einen Stammes hinderte den anderen daran, in den Fluß zu stürzen. Foss studierte nachdenklich den Versuch des Baumes, eine Balance zu finden, bis er auf den krummen Stamm kletterte und sich mit über dem Wasser hängenden Beinen zurechtsetzte. Der Mond ging am diesigen Himmel über den Häusern auf, etwas weiter den Fluß hinunter. Er warf einen bläulich, kalten Schein über die gegenüberliegende Uferseite des Wasserspiegels. Er konnte sie schwach riechen, die Stadt der Menschen. Er öffnete den Mund und bemerkte ein leicht säuerliches Brennen auf der Zunge. Er betrachtete sein Werk, den Fluß. Er strömte wie ein glitzernder Silberstreifen im Schein des Mondes. Wenn der Tag graute wollte er die letzte, kraftvolle Strecke bis zum Meer genießen. Dort würde er seinen Bruder Ozean treffen. Er schloß die Geisteraugen und ließ seine Gedanken im Dunklen suchen. Er suchte nach einem Lebenszeichen von Deer. Zuerst fühlte er nichts anderes, als das Bewußtsein seiner eigenen Existenz. Aber als er zur Ruhe kam, steigerte sich seine Konzentrationsfähigkeit. Von einer Stelle weiter unten am Flußlauf näherte sich ihm ihr Schrei, wie eine beinahe unmerkliche Berührung. Foss erstarrte und horchte mit all seinen Sinnen. Er hatte sich auf dem krummen Stamm erhoben. " Deer!" Sein Ruf konnte nur von den Wesen seiner eigenen Welt vernommen werden. Darauf sprang er von dem Ast ins Wasser. Er ließ sich von dem dunklen Element verschlucken, verließ seine Geistergestalt und wurde eins mit dem Fluß, seinem physischen Körper. Er bewegte sich mit dem Strom, wurde ungeduldig und hastete viele Male schneller als der Strom weiter, gegen den, der der Welt dieses Elend gebracht hatte. Eine tiefe, polternde Stimme sprach von einer Stelle weiter weg im dunklen Wasser zu ihm. Ein Teil der Stimme sprach in einer Sprache zu ihm, die er nicht verstand. Einen anderen Teil der Stimme erkannte er plötzlich überrascht wieder - denn es war Tumors Stimme. Daraufhin näherte er sich ihm. Seine Neugierde hätte sich in Vorsicht wandeln sollen. Aber es geschah so schnell, daß er sich, bevor er darüber nachdenken konnte, schon mittendrin befand. Sein ganzer gewaltiger Fluß, der sein Werk allein und hauptsächlich sein Stolz war und den er während tausend Generationen mit Mühe erschaffen hatte, der so gewaltige Kräfte freisetzte, daß er ganze Abhänge niederreißen und gewaltige, jahrhundertealte Bäume, die im Weg waren, wegwaschen konnte - wurde nun so brutal und plötzlich gestoppt, daß Foss erstarrte. Er wurde tiefer. Er breitete sich in Schluchten und Landschaften aus, die er selbst nicht gewollt hätte, zu bedecken. Die Fische, die ihm mit dem Strom gefolgt waren, kamen nicht auf anderen Wegen fort, als dem, der ihnen zugedacht war. Zum zweiten Mal wallte ein heftiges Gefühl in ihm auf. Eine drohende Wut bemächtigte sich seiner Sinne und er warf seinen Körper gegen eine Mauer, die seinen Weg versperrte. Die Wellen erhoben sich meterhoch, während er versuchte, sie zu durchbrechen. Aber er verlor seine Kräfte zu schnell, eben weil er so tief und breit wie ein Binnenmeer geworden war. Als er wie rasend auf die Mauer starrte, um herauszufinden und zu verstehen, woher sie kam und warum sie da war, sah er auf der glitzernden Betonfläche den Abdruck von Tumors Hand. Tumors Stimme drang aus dem Wasser zu ihm. Er sprach zu ihm mit dem monotonen Lärm von Turbinen - nicht verhöhnend oder herablassend, aber gebieterisch und bestimmt, ohne jedes Gefühl für seinen Bruder, den Geist der Flüße. " Nichts kann mich zähmen," brodelte Foss aus einem Wasserwirbel. Aber er hatte schon begonnen, daran zu zweifeln. Da ertönte ein schmetterndes Dröhnen, als würden schwere Pforten geöffnet. Der Lärm zog über den Wasserspiegel, bevor er ihn ergriff, und mit sich riß - tief hinunter unter die Wasseroberfläche und über den Grund hinweg. Er scharrte über Baumstümpfe hinweg, die Menschen überall an den überschwemmten Böschungen hinterlassen hatten. Der Lärm der Turbinen steigerte sich zu einem schrillen Kreischen, das sich in seine Seele hämmerte und seine Fähigkeit zu handeln lähmte. Er vermochte nicht mehr seinen eigenen Lauf zu steuern, und hatte keine Kontrolle mehr über seine eigenen, bezwungenen Kräfte. Er wurde durch drei große Rohrleitungen geleitet. Mit sich führte er die Fische aus dem Fluß, und von diesen hörte er wieder Deers Schrei. An einer Stelle in seinem Innern fühlte er immer noch die großen Kräfte des Flußes. Er fühlte sie und erkannte gleichzeitig, daß sie ihm nicht länger helfen konnten. Dann wurde er brutal in die Turbinen gezogen. Sie schrien ihn mit Tumors entnervender, schrillen Stimme an - nahmen ihm die Kraft und mahlten seine Stärke aus jedem einzelnen Tropfen, aus allem, was er war. Als für die jammernden Maschinen kein Wille oder keine Ernergie von Wert mehr vorhanden war, spuckten sie ihn durch die Öffnungen der Rohrleitungen aus - hoch über dem Tal, auf der anderen Seite des Dammes. Er wirbelte wie eine Wolke aus Schaum hinaus in die kalte, klare Nachtluft, wo seine Schwester, die Geistfrau des Mondes, ihm verzweifelt hinab ins Tal folgte. Nachdem Foss von Steinen in der Strömung getroffen worden war, sank er hinunter, um in seinem ursprünglichen Lauf auszuruhen, und floß entkräftet weiter zu der Stelle, wo er wußte, daß Ozean auf ihn wartete. Er war wieder ein kleiner Fluß geworden. Wo er vorher sein Flußbett ausgefüllt hatte und die höchsten Kanten der Ufer ausgewaschen hatte, bedeckte er hier nur knapp die großen Steine, die am Grund des Flußes lagen. Er horchte, aber hörte Deers Schrei nicht mehr. Und das berauschende Gefühl einfach dazusein, fand seine Seele nicht mehr. Auf dieser Strecke des Flußes war Deer tot. Die Fische trieben auf der Wasseroberfläche an ihm vorbei, die meisten mit dem Bauch nach oben. Das Schlimmste für sie alle war, daß sie in Stücke gerissen waren, getroffen von den Stahlblättern der Turbinen. Er konnte es schmecken, ihr Blut und ihre Galle. Sie trieben als Aas ans Ufer, wo sie sich zwischen Steinen verkeilten, während ein fauliger Gestank sich über dem Wasser ausbreitete. Ihm wurde übel. Es kostete ihn große Anstrengung, sich nur in seine Geistergestalt zu verwandeln und den entkräfteten Fluß zu verlassen. Später, als er sich ans Ufer gesetzt hatte, um auszuruhen, kam ein Geist durch das Gras auf ihn zugegangen. Er wußte instinktiv, daß es Tumor war, weil nur Tumor diese Aura von Unvorhersehbarem um sich hatte. Weiterhin strahlte Tumor eine in Foss Augen eigentümliche Kraft aus, die eine reiche Variation von Ausdrücken annehmen konnte. Er hatte jetzt, so wie er es immer hatte, seit der Zeit, als der Geist der Menschen sich plötzlich in ihren Kreis eingereiht hatte, ein starkes Gefühl der Machtlosigkeit gegenüber allem, was Tumor betraf, und was er nicht verstand, und er fühlte, sich nicht wehren zu können. Er blieb ganz still sitzen, während Tumor sich näherte. " Sei gegrüßt, mein Bruder Foss," sagte Tumor beiläufig. Ohne besondere Einladung setzte er sich auf einen Stein neben Foss und seufzte tief. Er ließ den einen Fuß über dem Wasser hin - und herschaukeln, saß da und starrte nachdenklich auf ein Spiegelbild, das er nicht fand. Foss betrachtete ihn aus den Augenwinkeln. " Du siehst müde aus," bemerkte Tumor, ohne ihn anzusehen. Aber seine Stimme klang besorgt. " Mein Fluß ist müde," antwortete Foss mit einem Flüstern.Tumor sah auf den Fluß hinaus. Sein Blick blieb am Damm in der Ferne hängen, gleichzeitig breitete sich ein Lächeln über sein Gesicht. Es war etwas hochmütiges in seiner ganzen Haltung, etwas, das Foss bemerkte, aber nicht verstand. Tumor drehte ihm sein Gesicht mit einem plötzlichen Ruck zu, und starrte ihn mißtrauisch an. " Wo bist du gewesen?" fragte er. " Ich habe dich lange Zeit nicht gesehen." Er sah ihn durchdringend an. " Hier und da," antwortete Foss ausweichend. Er versuchte, Tumors festen Blick zu erwidern, aber im Innersten fühlte er sich schwach beim Zusammentreffen mit Tumor. " Und wo sind die anderen?" blieb Tumor bei mit zusammengekniffenen Augen. " Hier und da," antwortete Foss wieder. " Hmm," murmelte Tumor. Einen Augenblick sagte er gar nichts, saß da und sah aus, als ob er über dieses oder jenes nachdachte. Dann wandte er sich wieder an Foss. " Ihr verheimlicht etwas vor mir." Er reckte das Kinn vor. " Aber ich werde noch herausfinden, was es ist. " Er erhob sich und streckte seine Geisterglieder. Da es nun den Anschein hatte, als wolle er gehen, sah Foss zu ihm auf und sagte: " Was ist das für eine Mauer?" Er hatte die Hand gehoben und zeigte auf den Damm in der Ferne. " Und wo ist Deer?" Er hatte ein leichtes Zittern in der Stimme. Tumor bemerkte das auch, und beobachtete ihn kurz. Darauf verzog er die Lippen zu einem verschwiegenen Grinsen. Ohne zu antworten, drehte er sich um und wanderte weg, hinein in den Wald. Foss blieb zurück und folgte ihm mit den Augen. Sein ganzer Körper zitterte ungehemmt und in seinen Geisteraugen, die die blubbernde, sprudelnde, aber auch blinde Hingabe für das Leben um ihn herum auszudrücken pflegten, brannte ein glühender, wahnsinniger Zorn auf den, den er im Gehölz verschwinden sah. Irgendwann im Laufe der Nacht war seine Schwester, die Geistfrau des Mondes, zu ihm gekommen. Sie hatten sich gegenüber auf Steinen gesessen, ohne daß einer von ihnen etwas gesagt hatte. Dark hatte völlig still dagesessen und auf den Fluß geschaut, der im Mondlicht dahinfloß. Foss, der ihr Gesicht beobachtet hatte, war sicher, daß ein Hauch von Schmerz in ihrem Blick war. Später hatte sie sich erhoben und war in den schwarzen Nachthimmel zu den Sternen fortgezogen. Er liebte Dark. Dark und Liv waren die Geister der Sterne. Sie hatten derartig schwer durchschaubare Kräfte, daß selbst die übrigen Geister ihr Schaffen nicht erklären konnten. Sie sprachen nie darüber. Sie waren in der Lage, viele Dinge vorauszusagen, und ihre Weissagungen schlugen niemals fehl. Foss wußte, daß auch Tumor versuchte, etwas über diese Kräfte herauszufinden; er wußte von Nebel, daß die Menschen nach einem Weg zu dieser Weissagungskraft suchten, die versteckt lag im gegenseitigen Spiel der Kräfte der Sterne im kosmischen Raum. Foss überlegte, was er von Darks sorgenvollem Blick halten sollte, bis der Tag graute und die Sonne über der Welt aufging. Als die Morgensonne sich über den Horizont hob, saß er immer noch in derselben Stellung da. Sein Blick richtete sich stetig auf die Stelle im Gehölz, wo Tumors Geistergestalt verschwunden war. Später, als er nocheinmal seine Geistergestalt verlassen hatte, und mit dem kraftlosen Strom durch die Stadt floß, fühlte er, daß alles sich verändert hatte. Er war krank. Er zog durch alles, was die Menschen in ihn hineinpumpten, anders konnte er nicht. Rauch von Industrieschornsteinen trieb schwarz hinunter auf den Fluß - aber es war das, was aus den Rohren unter der Erdoberfläche hinausfloß, das drohte, ihn zu ersticken. Er horchte danach, wie er nach Tumors Stimme gelauscht hatte. Er war nicht länger imstande, solch ein Leben zu führen, aber er war gezwungen es zu führen. Das in ihm, das lebendig gewesen war, das in ihm, das Deers Seele hatte - war in ein fauligstinkendes Gift verwandelt worden, das ihn schwächte. Ein Gift, das er mitsichführte, und das er gezwungen sein würde, seinem großen Bruder Ozean weiterzugeben. Auch seine lebensfrohe Schwester Gro, die auf dem Boden dieses Deltas gelebt hatte, war vernichtet. Blasen von erstickenden Gasen aus dem leblosen Schlamm, flossen langsam auf ihn zu. Da hörte er das Brüllen seines Bruders Ozean, der in der Ferne gegen den Kontinent hämmerte. Er wurde von einer kraftlosen Freude durchrieselt, gepaart mit Bitterkeit, weil er sich in dieser Verfassung zeigen mußte. Kurz darauf floß er tötlich vergiftet in Ozeans Arme. Sein starker Bruder nahm ihn auf und gab ihm Kraft. Auch der Geist der Luft erwartete ihn. Er hob ihn zur Sonne empor, wo er ihn in seine Geistergestalt kleidete, damit er leben konnte.

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